Aschermittwoch
Beginn der österlichen Bußzeit (Fastenzeit)
Am Aschermittwoch beginnt die Kirche mit einem strengen Fast- und Abstinenztag die vierzigtägige Bußzeit zur Vorbereitung auf das höchste Fest des Christentums, - die Feier vom Leiden, vom Sterben und von der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus.
In dieser speziellen Vorbereitung geht es darum, sich noch stärker auf ein Leben mit Gott einzulassen, durch kritische Selbstreflexion zu erkennen, wo Neuorientierung erforderlich ist, und sich der Einladung Gottes zu öffnen. Dies geschieht durch Fasten, durch verstärktes Gebet, Wallfahrten, Einsatz für Andere, größere Spendenbereitschaft für karitative Zwecke, Zurückstellen der eigenen Interessen und besonders gewissenhafte Erfüllung der Verpflichtungen in Familie, Beruf oder geistlichem Stand. Auf diese Weise lebt man bewusster und wird empfänglicher für die Botschaft Jesu Christi.
Dass Fast- und Abstinenztage für alle verbindlich vorgeschrieben sind, hängt nicht nur mit der Bedeutung des Osterereignisses zusammen. Vielmehr soll dadurch auch die Glaubensgemeinschaft gestärkt und ihr Bewusstsein für die Bedeutung eines vertieften geistlichen Lebens für die ganze Kirche erneuert werden. Daher ist die Mitfeier der Gläubigen bei der Eucharistiefeier am Aschermittwoch und ihre Bezeichnung mit einem Aschekreuz nicht nur äußeres Zeichen ihrer persönlichen Bußgesinnung. Vielmehr kommt darin auch die Gemeinschaft der pilgernden Kirche zum Ausdruck.
Der Priester legt die Asche auf mit den Worten: "Memento homo, quia pulvis es, et in pulverem reverteris." - "Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst." Dies mag sehr bedrückend klingen, werden wir doch an die Endlichkeit unserer irdischen Existenz unausweichlich erinnert. Zugleich wird mit dem Zeichen des Kreuzes freilich auch unsere Glaubensgewissheit einer Auferstehung mit Christus und eines Lebens über den Tod hinaus ausgedrückt!
Am Aschermittwoch und am Karfreitag beschränken wir Katholiken uns auf eine einmalige Sättigung sowie eine kleine Stärkung zu den beiden anderen Tischzeiten (Fasten) und verzichten auf Fleischspeisen (Abstinenz). Kulinarische Leckerbissen aus Fisch passen übrigens ebenfalls nicht zum Charakter eines solchen Tages. Die Verpflichtung zum Fasten betrifft Erwachsene vom vollendeten 18. Lebensjahr bis zum 59. Geburtstag. Das Abstinenzgebot verpflichtet jeden Katholiken vom vollendeten 14. Lebensjahr bis zum Lebensende. Entschuldigt ist, wer durch Krankheit, auf Reisen, am fremden Tisch oder durch schwere körperliche Arbeit am Fasten oder an der Abstinenz gehindert ist.
Während der gesamten österlichen Bußzeit sind die Gläubigen gehalten, sich in besonderer Weise dem Gebet zu widmen, Werke der Frömmigkeit und der Caritas zu verrichten und sich selbst zu verleugnen, indem sie die ihnen eigenen Pflichten getreuer erfüllen.
Weshalb aber 40 Tage der Vorbereitung?
Noch vor seinem öffentlichen Auftreten ging Jesus, erfüllt von Heiligem Geist, in die Wüste, um sich dort durch verschiedene Anfechtungen hindurch seiner Sendung zu vergewissern (vgl. Mt 4,1-11; Mk 1,12f.; Lk 4,1-13).
Daneben finden sich im Alten Testament weitere bedeutsame Gotteserfahrungen, die mit der Zahl 40 und entsprechender Askese verbunden sind:
Vierzig Jahre ist das Volk des Alten Bundes durch die Wüste gezogen, ehe es das Land der Verheißung betreten konnte (Ex 16,35).
Vierzig Tage verbrachte Mose auf dem Berg, um Gottes Gebote entgegenzunehmen (Ex 34,28).
Vierzig Tage wanderte Elija fastend und betend durch die Wüste, bis er am Berg Horeb Gott in geheimnisvoller Weise erfahren durfte (1 Kön 19,8).
So bereiten auch wir uns alljährlich vom Aschermittwoch bis zum Gründonnerstag vierzig Tage lang vor auf die große Osterfeier der Kirche, um Tod und Auferstehung des Herrn würdig zu feiern. Wer nachrechnet, wird jedoch feststellen, dass es mehr als 40 Tage sind. Warum? Weil früher die Fastensonntage als Tage der Feier der Auferstehung nicht als Fasttage mitgezählt wurden ...
Die Kirche lädt uns ein, uns auf die Feier der Drei Österlichen Tage vorzubereiten:
Die Themen der Evangelien der einzelnen Fastensonntage:
Im Jahr 2020 haben wir das Lesejahr A.
1. Fastensonntag (Invocavit nach dem Eröffnungsvers von Ps 91,15 „Wenn er mich anruft, dann will ich ihn erhören“)
Lesejahr A | Mt 4,1-11 | Versuchung Jesu |
Lesejahr B | Mk 1,12-15 | Versuchung Jesu |
Lesejahr C | Lk 4,1-13 | Versuchung Jesu |
2. Fastensonntag (Reminiscere nach Ps 25,6 „Denk an dein Erbarmen, Herr“)
Lesejahr A | Mt 17,1-9 | Verklärung Jesu |
Lesejahr B | Mk 9,2-10 | Verklärung Jesu |
Lesejahr C | Lk 9,28b-36 | Verklärung Jesu |
3. Fastensonntag (Oculi nach Ps 25,15 „Meine Augen schauen stets auf den Herrn“)
Lesejahr A | Joh 4,5-42 | Samariterin am Jakobsbrunnen |
Lesejahr B | Joh 2,13-25 | Tempelreinigung |
Lesejahr C | Lk 13,1-9 | Gleichnis vom Feigenbaum ohne Früchte |
4. Fastensonntag (Laetare nach Jes 66,10 „Freue dich, Jerusalem“)
Lesejahr A | Joh 9,1-41 | Heilung eines Blindgeborenen |
Lesejahr B | Joh 3,14-21 | Das Gespräch Jesu mit Nikodemus |
Lesejahr C | Lk 15,1-3.11-32 | Gleichnis vom verlorenen Sohn |
5. Fastensonntag (Judica nach Ps 43,1 „Richte mich, o Gott“)
Lesejahr A | Joh 11,1-45 | Auferweckung des Lazarus |
Lesejahr B | Joh 12,20-33 | Gleichnis vom Weizenkorn |
Lesejahr C | Joh 8,1-11 | Jesus und die Ehebrecherin |
Die alttestamentlichen Lesungen der Fastensonntage geben einen Einblick in die Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen: die Schöpfung, die Erwählung und Führung des Gottesvolkes und die Ankündigung des Heils durch die Propheten.