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Pisces III

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Pisces III ist ein Tiefsee-Tauchboot der Pisces-Klasse, das in den 1970er Jahren für Unterwasserarbeiten eingesetzt wurde. Bekannt wurde es vor allem durch einen dramatischen Vorfall im Jahr 1973, bei dem seine zweiköpfige Besatzung nach einem Unfall am Meeresgrund in etwa 480 Metern Tiefe eingeschlossen war und durch eine internationale Rettungsaktion in letzter Minute gerettet werden konnte.

Heute ist das Tauchboot im Weymouth Sea Life Centre in Dorset, Vereinigtes Königreich, ausgestellt.

Pisces-Klasse im Überblick

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Die Pisces-Klasse bezeichnet eine Serie von bemannten Tiefseetauchbooten, die ab Mitte der 1960er Jahre entwickelt und gebaut wurden. Die Fahrzeuge dieser Klasse wurden speziell für wissenschaftliche, industrielle und technische Einsätze in großen Meerestiefen konzipiert. Charakteristisch für die Pisces-Klasse ist die modulare Bauweise, die es ermöglichte, verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Tauchtiefen und Besatzungsgrößen zu realisieren. Die maximale Tauchtiefe der einzelnen Boote reichte von etwa 370 bis über 2.000 Meter, wobei spätere Modelle für noch größere Tiefen ausgelegt wurden.[1] Die Tauchboote boten in der Regel Platz für zwei bis drei Personen und waren mit modernen Lebenserhaltungssystemen sowie Beobachtungs- und Arbeitsausrüstung ausgestattet.

Die Fahrzeuge der Pisces-Klasse kamen weltweit bei unterschiedlichen Organisationen zum Einsatz, etwa für die Verlegung und Wartung von Unterwasserkabeln, für ozeanographische Forschung oder für Rettungs- und Bergungsmissionen. Mit ihrer robusten Konstruktion und ihrer Fähigkeit, in große Tiefen vorzudringen, trugen sie wesentlich zur Weiterentwicklung der bemannten Tiefseeforschung bei. Die Produktion der Pisces-Tauchboote endete, als der Hersteller Hyco in den späten 1970er Jahren seine Geschäftstätigkeit einstellte.[2][3]

Technische Daten und Konstruktion

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Pisces III wurde von Hyco International Hydrodynamics in North Vancouver, Kanada, konstruiert und 1969 fertiggestellt. Es gehört zur Pisces-Klasse von Tiefseetauchbooten, die von Allan Trice entworfen wurden und für verschiedene Unterwasserforschungs- und -arbeitsaufgaben konzipiert waren.

Spezifikationen

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Das Tauchboot Pisces III ist für eine maximale Betriebstiefe von 3600 Fuß, was etwa 1100 Metern entspricht, ausgelegt. Die Besatzung besteht aus zwei bis drei Personen. Der Druckkörper des Fahrzeugs wurde aus HY-100-Stahl gefertigt und besitzt einen Innendurchmesser von 2,1 Metern, um dem hohen Wasserdruck in großen Tiefen standzuhalten. Zur Beobachtung der Umgebung sind an der Vorderseite drei Acrylglasfenster mit einem Durchmesser von jeweils 15 Zentimetern angebracht. Das integrierte Lebenserhaltungssystem ist darauf ausgelegt, die Besatzung für mehrere Stunden während des Unterwassereinsatzes mit ausreichend Atemluft und weiteren notwendigen Ressourcen zu versorgen.

Der Druckkörper des Tauchboots war speziell verstärkt, um dem enormen Wasserdruck in großen Tiefen standzuhalten. Die Pisces-Klasse stellte in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren einen wichtigen Fortschritt in der bemannten Tiefseeforschung dar und die Fahrzeuge erwiesen sich als zuverlässig bei Offshore-Explorationen und ozeanographischen Forschungen.

Einsatzgeschichte

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Pisces III wurde hauptsächlich für industrielle Unterwasserarbeiten eingesetzt. Im Jahr 1973 arbeitete das Tauchboot an der Verlegung des CANTAT-2 transatlantischen Telefonkabels auf dem Meeresboden vor der Küste Irlands. Zu seinen Aufgaben gehörte das Vergraben von Kabeln und Verstärkern auf dem Meeresgrund, um diese vor Beschädigungen zu schützen.

Die Rettungsaktion von 1973

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Am 29. August 1973 ereignete sich während einer Routineoperation ein schwerwiegender Unfall. Pisces III war mit einer zweiköpfigen Besatzung, den Briten Roger Mallinson und Roger Chapman, im Einsatz, als versehentlich ein Auftriebstank geflutet wurde. Das Tauchboot sank unkontrolliert auf den Meeresboden in 480 Metern Tiefe und war unfähig, aus eigener Kraft aufzusteigen.[4]

Kritische Situation

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Die beiden eingeschlossenen Männer verfügten über eine Lebenserhaltung, die ursprünglich für 72 Stunden ausgelegt war. Durch sorgfältige Rationierung konnten sie diese auf 76 Stunden verlängern. Die Sauerstoffvorräte wurden knapp, und die Kohlendioxidwerte im Inneren des Tauchboots stiegen stetig an, was die Situation zunehmend lebensbedrohlich machte.[5]

Internationale Rettungsbemühungen

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CURV-III der US Navy während der Rettungsaktion

Die Rettungsaktion entwickelte sich zu einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit und wurde zu einer internationalen Kooperation. Erste Bergungsversuche mit Schwesterfahrzeugen der Pisces-Klasse blieben erfolglos.

In einer konzertierten Anstrengung der USA, Kanadas und Großbritanniens wurde das U.S. Navy Cable-controlled Undersea Recovery Vehicle (CURV-III) innerhalb von 24 Stunden über eine Distanz von 9600 Kilometern zum Unfallort transportiert.

Die Einsatzbedingungen waren äußerst schwierig, mit schwerem Seegang, der Operationen vom kanadischen Schiff CCGS John Cabot aus behinderte. Während des Einsatzes fielen zudem bei CURV-III das Gyroskop und Elektronikkomponenten aus, nachdem Meerwasser in das System eingedrungen war, was schnelle Reparaturen erforderlich machte.

Die erfolgreiche Rettung

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Marinetaucher unterstützen die Rettungsaktion der beiden U-Boot-Fahrer

Mit Unterstützung der Tauchboote Pisces II und Pisces V gelang es CURV-III schließlich, Leinen an der Luke von Pisces III zu befestigen. Das Rettungsfahrzeug begann, Pisces III mit einer Geschwindigkeit von 18 bis 30 Metern pro Minute anzuheben, bis sich die Leinen verhedderten. Die Retter mussten die Leinen kappen und CURV-III aufgeben, konnten aber Pisces III bis auf eine Tiefe von 18 Metern bringen, wo Taucher weitere Leinen anbringen konnten, um das Tauchboot vollständig an die Oberfläche zu ziehen.[6]

Die Rettung gelang in letzter Minute - als Mallinson und Chapman nach 76 Stunden gerettet wurden, hatten sie nur noch 12 Minuten Atemluft übrig. Dieser Vorfall ging als die tiefste Unterwasserrettung in die Geschichte ein und demonstrierte die außergewöhnlichen Herausforderungen und Risiken der Tiefseeforschung.[7]

Bedeutung und Vermächtnis

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Die Rettung von Pisces III markierte einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Unterwassertechnik und -rettung. Der Vorfall führte zu verbesserten Sicherheitsprotokollen für bemannte Unterwasserfahrzeuge und demonstrierte die Wichtigkeit internationaler Zusammenarbeit bei komplexen Rettungsaktionen.[8]

Die erfolgreiche Bergung unter so extremen Bedingungen trug zur Weiterentwicklung von Unterwasser-Rettungstechnologien bei und zeigte die Grenzen auf, unter denen Menschen in der Tiefsee operieren können.

Aktueller Status

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Heute ist Pisces III als Ausstellungsstück im Weymouth Sea Life Centre in Dorset, Vereinigtes Königreich, zu besichtigen. Es dient als historisches Zeugnis der frühen Ära der bemannten Tiefseeforschung und erinnert an die Rettungsaktion von 1973.[9]

Einzelnachweise

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  1. https://biologie-seite.de/Biologie/Bathyscaph
  2. https://biologie-seite.de/Biologie/Bathyscaph
  3. https://lapalma1.net/2021/02/25/u-boot-pisces-vi-taucht-bis-zum-kanaren-meeresgrund/
  4. https://web.archive.org/web/20210716134701/https://www.bbc.com/news/magazine-23862359
  5. https://web.archive.org/web/20200202155409/https://apps.dtic.mil/dtic/tr/fulltext/u2/a018474.pdf
  6. https://www.bbc.com/news/magazine-23862359
  7. https://web.archive.org/web/20140224224124/http://www.independent.co.uk/news/world/europe/atlantic-drama-gave-victim-idea-for-lr5-711645.html
  8. https://www.bbc.com/news/magazine-23862359
  9. https://www.totalguidetodorset.com/weymouth-sea-life-and-adventure-park/