Wenn man einen neuen fernen Planeten entdeckt hat, ist es gar nicht so einfach festzustellen, was für ein Typ von Planet es ist. Ein Anhaltspunkt sind der Radius (bei K2-18b knapp dreifache Erdgröße), die Masse (knapp neunfache Erdmasse) und der Abstand vom Stern, der eine grobe Temperaturschätzung gibt. Wenn man dann noch chemische Fingerabdrücke einiger Moleküle aus der Atmosphäre kennt, kann man verschiedene Modelle des Planeten entwickeln und schauen, wie gut das zu den Beobachtungen passt. Madhusudhan und Kollegen haben das 2023 gemacht und kamen so zu der Behauptung, K2-18b besitze einen Wasserozean mit einer wasserstoffreichen Atmosphäre (die sogenannte Hycean-Welt).
Aber auch hier gibt es andere Forschergruppen, die das Gleiche versucht haben. Zum Beispiel Nicholas F. Wogan, der am Ames Research Center der Nasa arbeitet, und seine Kollegen. Sie nutzten zwei verschiedene Modelle: die Hycean-Welt und einen Mini-Neptun ohne feste Oberfläche, also einen Gasplaneten. Ihr Ergebnis: Eine Hycean-Welt kann die Beobachtungen überhaupt nur dann erklären, wenn es dort Leben gibt. Viel besser passt aus ihrer Sicht aber das Modell des Mini-Neptuns. "Wir bevorzugen den Mini-Neptun als Interpretation, weil sie relativ einfach ist und weder eine Biosphäre noch eine unbekannte Methanquelle braucht, um die Daten zu erklären", schreiben die Forscher. Das ist ein gewichtiges Argument: Bisher hat sich immer wieder gezeigt, dass einfache Erklärungen diejenigen sind, die auch stimmen.
3. DMS kann auch anders als durch Leben erklärt werden
Aber: Gilt diese Erklärung auch für das neu bestätigte Dimethylsulfid? Angeblich kann das doch auf der Erde nur durch Leben erzeugt werden? Hier lohnt es sich, genau zu lesen. Denn im interplanetaren Raum gelten andere Regeln als auf der Erde. Selbst wenn DMS vorhanden wäre, sei das nicht unbedingt ein Zeichen für Leben, schreibt Thomas Henning. Dieses Molekül sei schließlich auch schon in Kometen gefunden worden – "und ist da sicherlich abiotischen Ursprungs".
Im Rahmen der Rosetta-Mission hatten Wissenschaftler um die Schweizerin Nora Hänni den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko untersucht und dabei DMS in seiner Umgebung entdeckt. Im Januar 2025 berichtete daraufhin ein internationales Team von Astrophysikern, unter anderem vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching, dass sie DMS auch im Raum zwischen den Sternen gefunden haben. "Diese Entdeckung liefert abschließende Beobachtungsevidenz, dass DMS effizient ohne biologische Prozesse im interstellaren Medium produziert werden kann, was Zweifel daran schürt, dass DMS als verlässlicher Biomarker in Bezug auf Exoplaneten genutzt werden kann", heißt es in der Studie.
4. Das Signal ist nach wie vor sehr schwach
Das klingt also alles nicht gut für alle Alienfreunde. Zumal das berichtete Signal statistisch nach wie vor nicht sehr stark ist und als eindeutige Entdeckung zählen kann. "Es ist immer eine Gefahr, dass man dann, wenn man etwas finden will, auch etwas findet", gibt Thomas Henning zu bedenken. Das ist so ähnlich wie bei den Ufos. Die Wissenschaftler um Madhusudhan wissen das natürlich. In ihrer Studie beschreiben sie umfassend, an welchen Stellen der Schluss auf mögliches Leben fehlerhaft sein könnte. Insbesondere geben sie selbst zu, dass viele der Informationen über die chemischen Prozesse, die in ihre Interpretation eingegangen sind, bislang viel zu unsicher sind. "Unser Resultat weist auf die akute Notwendigkeit zusätzlicher experimenteller und theoretischer Arbeiten hin", schreiben sie.
Mit anderen Worten: Vielleicht werden wir bald mehr wissen zu der Frage, ob es auf K2-18b wirklich Leben geben kann. Wenn man sich den aktuellen Stand der Forschung ansieht, muss man allerdings auch sagen: Noch sind wir sehr weit davon entfernt, es zu wissen. Auch wenn es unheimlich aufregend wäre.