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Armin setzt auf Julia

Nur ein kleiner Teil der Läufer absolviert die Königsdistanz: Zürich Marathon 2016. Foto: Valeriano di Domenico (Keystone)

Gut möglich, dass die Frau, die Armin Meier beschreibt, soeben vorbeigeschlendert ist. Der 48-Jährige sitzt auf dem grossen Platz vor dem Sihlcity und beschreibt seine Ideen für den Zürich Marathon. Er ist auf Besuch in der Stadt. Seine Firma Human Sports Management hat seine Büros im Luzernischen, wo die Miete erschwinglicher ist. «Julia, 35» heisse die Dame, sagt Meier irgendwann, sie ist in seinen Augen die ideale Kandidatin für den Zürich Marathon. Sein Ziel ist es, dass Julia, die schon einige kürzere Laufwettkämpfe absolviert hat, bald zur Überzeugung gelangt, sie müsse sich die 42,195 Kilometer von ­Zürich vornehmen, als Premiere.

Eine solche ist der Zürich Marathon auch für Meier. Nicht als Läufer, bewahre. Der Ex-Radprofi läuft in seiner Freizeit durchaus. Aber die Zeiten des Leidens, die hat er hinter sich. Es ist am Sonntag seine Premiere als Marathonveranstalter, seit Anfang Jahr ist er Besitzer des Zürich Marathon, nach der Übernahme von Gründer Bruno Lafranchi.

Es ist vorläufig das letzte Modul in Meiers Baukasten, der in den vergangenen drei Jahren zügig gewachsen ist. Der 48-Jährige hatte einst bei IMG und später bei Infront-Ringier die Tour de Suisse ­verantwortet, ehe er sich dort im Herbst 2015 verabschiedete – mit der festen Überzeugung, künftig nur noch sein eigener Chef zu sein. Das hat seinen Preis, zum Beispiel nur gerade drei Wochen Ferien in den vergangenen zweieinhalb Jahren. Dafür kann Meier sagen: «Wir sind viel weiter, als ich mir das vor drei Jahren zum jetzigen Zeitpunkt vorstellte.»

Ein Geschäftsmodell hatte er bald, die eigene Firma gegründet ebenfalls: Human Sports Management. Er veranstaltet Volkssportevents aus den verschiedensten Bereichen. Die Idee wälzte er bereits bei Infront, dort werkelte er etwa an einer gemeinsamen Vermarktung der grössten Schweizer Läufe. Natürlich zahlte er am Anfang auch Lehrgeld, eine Serie von 5-Kilometer-Läufen verschwand wegen Teilnehmermangel noch im ersten Firmenjahr wieder. Heute funktionieren einige Formate laut Meiers Aussagen schon gut, sprich gewinnbringend: allen voran eine Serie von Hindernisläufen, wie sie gerade im Trend sind, ebenso der Swiss Bike Cup, den Meier übernommen hat. Andere Events harzen noch, weil sich das Format in der Szene erst etablieren muss (Tristar-Triathlon) oder weil Meier und seine Leute den potenziellen Teilnehmern noch nicht rüberbringen konnten, worum es genau geht (Radrennen «Chasing Cancellara»).

Nur ein Viertel Marathonläufer

Der Zürich Marathon liegt irgendwo ­dazwischen. Einerseits ist es ein Wettkampf, der Geld abwirft. Andererseits wissen die Sportler nicht so genau, ­wofür er steht. Es steht zwar Marathon darüber, aber der grösste Teil der Teilnehmer am Sonntag wird nur einen Bruchteil der 42 Kilometer absolvieren. In Zahlen: 2800 Personen sind für den Marathon gemeldet. 3500 für den Cityrun über 10 Kilometer und 1200 Teams à 4 Läufer werden die Marathon­strecke in Teilabschnitten absolvieren. 11'100 Sportler, von denen sich aber nur ein Viertel an die Königsdistanz wagt.

Auf die Schnelle forcierte man die Unterdistanzen, durchaus erfolgreich: Team- und Cityrun sind ausverkauft. «Über 10 Kilometer wären 5000 Teilnehmer möglich gewesen», glaubt Meier gar. Fragt sich nur, ob sie auch für die Veranstaltung möglich gewesen wäre. Schon jetzt ist der Zeitplan fein austariert, damit die einzelnen Wettkämpfe aneinander vorbeikommen, ohne dass die eine Kategorie auf die andere aufläuft.

Das wird die Krux sein für den Laufneuling Armin Meier. Wohl auch deshalb will er nicht von Beginn weg alles verändern, am Sonntag erst einmal beobachten, was sein neuer Event noch braucht.

Infografik: Entwicklung der Kategorien und Klassierten

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In gewissen Bereichen kennt er die künftige Richtung aber sehr wohl: So soll der Zürich Marathon in seiner Hauptdistanz wieder wachsen, «5000 Teilnehmer müssen auf der jetzigen Strecke möglich sein», sagt Meier. Das ist eine bemerkenswerte Aussage, waren es doch seit 2006 nicht mehr so viele, die den Weg dem See entlang nach ­Meilen und wieder zurück solo unter die Füsse nahmen. Er will mehr Läufer aus dem Ausland anlocken. Nur: Da konkurriert er mit Rennen in London, Paris oder Rom.

Eine Änderung der Streckenführung, davon träumt natürlich auch Meier, wenngleich er das nicht offen sagt. Einerseits ist in den nächsten drei Jahren noch Gründer Lafranchi für die technischen Geschicke des Rennens verantwortlich – und der schliesst eine Änderung des jetzigen Systems aus. Andererseits weiss Meier, dass es nicht klug wäre, mit einer so grossen Forderung anzutreten – Lafranchi verwies jahrelang darauf, wie schwierig es nur schon war, für diese Strecke alle Bewilligungen zu erhalten. Geschweige denn für einen Parcours mitten durch die Stadt.

Wird der Marathon am Sonntag nun anders daherkommen unter neuer Leitung? Online wurde das Erscheinungsbild aufgefrischt, das soll auch für den Start-/Zielbereich gelten. Dort wird sich Armin Meier positionieren und sein neustes Kind begutachten. Besonders freut er sich darüber, dass beim Cityrun die Frauen in der Mehrzahl sein werden. Er hofft, unter ihnen ganz viele Julias auszumachen.